Oh Europa! Dangerous Games, 2025

Oh Europa! Dangerous Games

Multimediales Dokumentartheater | Deutschland | 80 Minuten | Englisch, Deutsch, Arabisch, Persisch mit mehrsprachigen Übertiteln (Arabisch, Persisch, Deutsch)

“OH EUROPA!” Der Ruf nach der verschwundenen Königstochter aus der antiken Mythologie hallt bis heute nach: Die Tochter des König Agenor und der Königin Telephassa wurde verschleppt; sie ließen ihre anderen Kinder nach ihr suchen, aber keines kehrte zu ihnen zurück. Das deutsch-italienische Duo TÒ SU (Martina Mahlknecht & Martin Prinoth) begreift den Gründungsmythos des europäischen Kontinents als Parabel für aktuelle Realitäten der Flucht: Auch wer heute Europa sucht, setzt sein Leben aufs Spiel und muss damit rechnen, seine Familie nie wieder zu sehen. In dem multimedialen Dokumentarstück rekonstruieren fünf Menschen mit Fluchterfahrung mithilfe von Virtual Reality ihre gefährlichen Versuche die europäischen Außengrenzen zu überwinden und erzählen von ihrer Vision von Europa.

Multimedia documentary piece | Germany | 80 minutes | English, German, Arabic, Persian with multilingual subtitles (Arabic, Persian, German)

“OH EUROPA!” The cry of the missing princess from ancient mythology still resonates today: The daughter of King Agenor and Queen Telephassa was abducted; they sent their other children to search for her, but none returned. The German-Italian duo TÒ SU (Martina Mahlknecht & Martin Prinoth) interprets the founding myth of the European continent as a parable for the current realities of flight: Even those seeking Europe today risk their lives and must expect never to see their families again. In this multimedia documentary piece, five people with refugee experience use virtual reality to reconstruct their dangerous attempts to cross Europe’s external borders and share their vision of Europe.

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© photos: Juha Hansen

text von anika meier

Fünf Menschen, fünf Geschichten vom Überleben, von Flucht, Hoffnung und der Suche nach einem würdevollen Leben. „Oh Europa! Dangerous Games“ von TÒ SU ist ein eindrucksvolles Dokumentartheater mit VR-Elementen – real, bewegend, politisch. Ein Blick über die eigene Komfortzone hinaus. Demokratie und gleiche Rechte und Chancen für alle. Die Abschaffung des Kapitalismus und des Patriarchats. Meinungsfreiheit. Eine Welt ohne Grenzen. In was für einer Gesellschaft wollen wir leben? Was haben wir gemeinsam? Und was können wir voneinander lernen? Wir haben doch nur einander, um die Gesellschaft zu verbessern.

Das sind nur einige der Fragen und Antworten von fünf Menschen, viele Jahre nach ihrer Flucht nach Europa, die im multimedialen Dokumentartheaterstück „Oh Europa! Dangerous Games“ von TÒ SU über ihre Erfahrungen und ihre Zukunft in einem fremden Land sprechen. Das deutsch-italienische Künstlerduo lässt reale Menschen miteinander vor dem Publikum über reale Fluchterfahrungen sprechen. Es ist ein Spiel mit einem hohen Einsatz: dem eigenen Leben. Und die Hoffnung auf ein lebenswertes Leben für die Familien, die es hoffentlich schaffen, mit- oder nachzukommen.

Auf der Bühne stehen 80 Minuten lang fünf Menschen, die gefasst und mitreißend ihre Geschichten erzählen. Da sind KAFIYA AL-QEDDAHI, 53 Jahre, aus dem Irak, KARIM MOHSEN, 15 Jahre, aus Syrien, MASOUD JAHANGIRY, 33 Jahre, aus dem Iran, MOHADESEH SALEHINASAB, 27 Jahre, aus dem Iran, und YONA SABBAH, 19 Jahre, aus Syrien. Einige von ihnen sind heute deutsche Staatsbürger, sie gehen noch zur Schule, haben das Abi geschafft, Meisterprüfungen bestanden, erziehen Kinder in der Kita oder wollen Medizin studieren, um Arzt zu werden. Was sie verbindet: Sie haben das Game hinter sich. Sie haben gewonnen und sie wollen darüber sprechen, um anderen Menschen in einer ähnlichen oder ganz anderen Situation zu helfen. Sie wollen ein Interesse dafür wecken, was außerhalb der so genannten eigenen „Bubble“ passiert.

„Game”, so nennen Menschen auf der Flucht den Versuch, das Mittelmeer zu überqueren. Ein Mensch braucht drei Games, um nach Europa zu kommen. Man kann ein Game gewinnen oder verlieren. TÒ SU überführt das Spiel mit dem Tod auf der Bühne in die virtuelle Realität, um die Fluchterfahrungen erlebbar zu machen. Deshalb werden die Fluchterinnerungen immer gemeinsam im Duo erzählt. Eine Person erzählt, eine andere leiht der erzählenden Person ihren Körper und erlebt die Flucht in der virtuellen Realität; auf der Bühne sind die bewegten digitalen Bilder zu sehen

VR ist aus dem Bedürfnis heraus entstanden, Umgebungen realistischer erfahrbar zu machen. In Architektur und Design können Entwürfe begehbar gemacht werden, in der Luftfahrt werden Flüge simuliert und in der Medizin werden komplizierte Eingriffe geübt. Und auf der Flucht in einer Extremsituation, die plötzlich so real ist, dass sie sich wie ein Spiel anfühlt?

Die Zuschauer:innen sind plötzlich mittendrin. Es wird geschossen und geschrien. Einen Moment ist es totenstill, im nächsten Moment ohrenbetäubender Lärm. Und dazwischen die Stimmen der Menschen auf der Bühne, die ruhig ihre Erfahrungen teilen: Sie erinnern sich an Tränengasbomben, an Soldaten mit Gewehren, an untergehende Boote, Maisfelder und Zäune, aufgeschnittene Hände und gebrochene Nasen. Und an ihre Angst. Sie sind die Held:innen in ihren Geschichten, die Leid ertragen und Hoffnung gefunden haben, die Hunger und Durst gehabt und überwunden haben. Sie sind die Gewinner:innen der Games. Doch was sie glauben, gefunden zu haben, sagen sie, ist ein Deepfake. Am Ende treffen sie auf eine KI-Grenzkontrolle, wie sie an den europäischen Grenzen tatsächlich im Einsatz ist. Fragen prasseln auf sie ein, doch die Künstliche Intelligenz versteht nicht, weil sie nicht programmiert ist, zu lieben.

TÒ SU bringen neue Medien wie VR in »Oh Europa! Dangerous Games« innovativ zum Einsatz, um daran zu erinnern, dass Technologie und das Leben das sind, was Menschen daraus machen und wie sie miteinander umgehen. Es ist Erinnerung und Weckruf zugleich, hinzusehen und zuzuhören. Mit offenen Augen, Ohren und Herzen.

text by anika meier

Five people, five stories of survival, escape, hope, and the search for a dignified life. “Oh Europe! Dangerous Games” by TÒ SU is a striking documentary theater piece with VR elements – real, moving, political. A look beyond one’s comfort zone.

Democracy and equal rights and opportunities for all. The abolition of capitalism and patriarchy. Freedom of expression. A world without borders. What kind of society do we want to live in? What do we have in common? And what can we learn from each other? We only have each other to improve society.

These are just some of the questions and answers from five people, some years after their escape to Europe, who speak about their experiences and their future in a foreign country in TÒ SU’s multimedia documentary theater piece “Oh Europe! Dangerous Games.” The German-Italian artist duo lets real people speak to each other in front of an audience about real experiences of escape. It’s a game with high stakes: their own lives. And the hope of a life worth living for the families who hopefully manage to join in or follow.

For 80 minutes, five people stand on stage, telling their stories calmly and captivatingly. They are KAFIYA AL-QEDDAHI, 53, from Iraq, KARIM MOHSEN, 15, from Syria, MASOUD JAHANGIRY, 33, from Iran, MOHADESEH SALEHINASAB, 27, from Iran, and YONA SABBAH, 19, from Syria. Some of them are German citizens today, they are still in school, have graduated from high school, passed master’s exams, are raising children in daycare, or want to study medicine to become doctors. What unites them: They have survived the the game. They have won, and they want to talk about it to help other people in a similar or completely different situation. They want to arouse interest in what’s happening outside of their so-called “bubble.”

“Game” is what refugees call the attempt to cross the Mediterranean. A person needs three games to get to Europe. You can win or lose the game. TÒ SU transfers the game with death on stage into virtual reality to make the escape experience come alive. Therefore, the escape memories are always told together in pairs. One person narrates, another lends their body to the narrator and experiences the escape in virtual reality; the moving digital images are shown on stage. VR arose from the need to make environments more realistic. In architecture and design, designs can be made walkable, in aviation, flights are simulated, and in medicine, complicated procedures are practiced. And on the run, in an extreme situation that suddenly becomes so real that it feels like a game?

The audience is suddenly in the middle of it all. There’s shooting and screaming. One moment it’s deadly silent, the next a deafening noise. And in between the voices of the people on stage, calmly sharing their experiences: They remember tear gas bombs, soldiers with rifles, sinking boats, cornfields and fences, cut hands and broken noses. And their fear. They are the heroes in their stories, who have endured suffering and found hope, who have experienced and overcome hunger and thirst. They are the winners of the Games. But what they believe they have found, they say, is a deepfake. After all, they encounter an AI border control like the one actually used at the European borders. Questions rain down on them, but the artificial intelligence doesn’t understand how to love because it is not programmed to love.

TÒ SU bring new media like VR into “Oh Europe!” Dangerous Games” is used innovatively to remind us that technology and life are what people make of them and how they interact with each other. It is both a reminder and a wake-up call to look and listen. With open eyes, ears, and hearts.

teaser

tickets

Kampnagel K2 am 7. , 8. , 9. Mai 19 Uhr und 10. Mai 20 Uhr, 9. Mai 20:30 Publikumsgespräch

–> tickets <–

credits

expert*innen/performer*innen KAFIYA AL-QEDDAHI, KARIM MOHSEN, MASOUD JAHANGIRY, MOHADESEH SALEHINASAB, YONA SABBAH
konzept, regie, text & bühne TÒ SU MARTINA MAHLKNECHT
konzept, regie, text & video TÒ SU MARTIN PRINOTH
new media artist TOM LANE
musik, sounddesign
POSE DIA
choreographie CAROLIN JÜNGST
kostüme ANJA RUSCHIVAL
dramaturgische beratung ANNA TEUWEN
outside eye MAXI OBEXER
regieassistenz LIV PEDERSEN
technische supervision LEONHARD ONKEN-MENKE
soundaufnahme STEFFEN REIL
bühnenbau BENNET JANZ, MARIAN REGDOSZ
psychologische beratung LENA BLOSAT
produktionsberatung PAM GORONCY
public relations JONAS WOLTEMATE
videodokumentation LILLI THALGOTT
fotos JUHA HANSEN, MOHAMMED AL BDAIRI
grafik BÜRO KLASS
danke an
DIALOG IN DEUTSCH

supporters

OH EUROPA! DANGEROUS GAMES ist eine Produktion von TÒ SU in Koproduktion mit Kampnagel Hamburg gefördert von der Behörde für Kultur und Medien Hamburg, dem Fonds Darstellende Künste, der Rudolf Augstein Stiftung, der Zeit Stiftung Bucerius und der Mara & Holger Cassens Stiftung.

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